Dagmersellen Grundwald - Ein Grabhügel gibt seine Geheimnisse preis
Anfang des Jahres 2025 wurden bei einer archäologischen Zustandskontrolle des bekannten Grabhügels auf dem Santenberg knapp unterhalb des Waldbodens Funde aus einem mutmasslichen Grab geborgen. Die Gefährdung durch die Erosion und Anzeichen auf Raubgräberei (siehe Verbot illegaler Raubgräberei) gaben Anlass für eine Rettungsgrabung mit dem Ziel, vorhandene Befunde vor der endgültigen Zerstörung zu dokumentieren. Die Grabung fand von Mitte Mai bis Ende Juli 2025 statt, wobei mehrere Körper- als auch Brandbestattungen zum Vorschein kamen. Die älteste und zugleich reichste Bestattung stammt aus der mittleren Bronzezeit um 1500 v. Chr., die jüngsten Funde datieren in die frühe Eisenzeit um 650 v. Chr.
Der Hügel wurde künstlich erstellt, der vorhandene Moränenwall dafür gekappt und auf einer eingebrachten Steinlage im Zentrum eine Bestattung mit Grabbeigaben gebettet. Die Grabkammer - vermutlich ein Kasten oder Sarg aus Holz – wurde mit Steinen sorgfältig zugedeckt und schlussendlich mit Erde zu einem Hügel aufgeschüttet. Wie hoch er ursprünglich war, kann heute nicht mehr festgestellt werden.
Auch Jahrhunderte später nutzte man den Hügel weiterhin als Bestattungsplatz. So wurden weitere Körper- sowie Brandgräber in den Hügel eingebracht, was auf eine sehr lange Bestattungstradition und grosse Bedeutung dieses Platzes hinweist.
Reiche Grabbeigaben
Die älteste Bestattung ist zugleich das Grab mit den reichsten Beigaben, was zusammen mit der Grabarchitektur auf einen sozial hervorgehobenen Status der bestatteten Person hinweist. Neben einem Bronzeschwert, einer Gewandnadel und einer Zierscheibe aus Bronze fanden sich zwei Keramikgefässe, ein Fingerring sowie eine Perle aus Bernstein. Trotz des sauren Bodens haben sich Teile des Skelettes erhalten. Anhand der Funde kann das Grab in die mittlere Bronzezeit um 1500 v. Chr. datiert werden und fällt ungefähr in dieselbe Zeit wie das Grab mit der berühmten Bronzehand von Prêles BE!
Weitere Bestattungen im Grabügel
Die weiteren Körperbestattungen sind teils ohne, teils mit Beigaben ausgeführt worden. Die jüngsten unter ihnen waren so stark der Erosion ausgesetzt, dass nur noch Funde von Arm- und Beinringen auf eine Körperbestattung schliessen lassen. Auch den Brandbestattungen wurden vermutlich Grabbeigaben mitgegeben, ihre Untersuchung erfolgt allerdings erst noch im Labor.
Laufende und zukünftige wissenschaftliche Untersuchungen
Die verschiedenen Grabbeigaben, wie auch die Brandbestattungen wurden als Block geborgen und werden nun unter den kundigen Augen von SpezialistInnen freigelegt. Das Untersuchen unter Laborbedingungen ermöglicht einen verfeinerten Erkenntnisgewinn auch dank naturwissenschaftlicher Analysen von Probematerial. So lassen sich dank Mineralisierungsprozessen bei Metallfunden Rückschlüsse auf verwendete organische Materialien wie Leder/Fell, textile Reste u.a. schliessen. Von Proben aus Keramikgefässen können Rückschlüsse auf Getränke- und Speisebeigaben gemacht werden. Untersuchungen an den menschlichen Knochen können Angaben zu Geschlecht, Grösse, Alter und der bestatteten Personen liefern. Im besten Fall lassen sich gar Proben für Genanalysen aus dem Skelettmaterial gewinnen und weitere Informationen zur Lebensweise, Aussehen, genetischer Herkunft oder Krankheiten gewinnen. Solch gut erhaltene und mit neusten grabungstechnischen Methoden freigelegte Grabfunde aus der Bronze- und Eisenzeit sind in der Schweiz rar und deshalb von hohem wissenschaftlichem Wert.