Archäologische Taucharbeiten im Sempachersee

Auf den Spuren der Pfahlbauten

Entlang der über 100 km Uferlinien der Seen des Kantons Luzern liegen mehr als 30 Pfahlbaufundstellen – einzigartige Zeugen des Lebens in der Jungstein- und Bronzezeit (ca. 4300-850 v. Chr.) Sie liegen im Uferbereich teilweise oder gänzlich unter Wasser, sowie in ehemaligen Moorgebieten (Wauwilermoos). Dank der feuchten Umgebung sind organische Reste wie Pfähle, Werkzeuge aus Holz, Textilien, Getreidekörner aussergewöhnlich gut erhalten. Sie bilden ein grosses Archiv an Informationen zum Leben der Menschen in diesen Zeiten.  Obwohl die Fundstellen teils seit dem 19. Jahrhundert bekannt sind, weiss man über ihren aktuellen Erhaltungszustand nur wenig.

Zustandsabklärung

Der Bedarf einer längst überfälligen Zustandsabklärung der Seeufersiedlungen ist dringend. Nur so lassen sich gezielte Schutz- oder andere Massnahmen definieren, was schlussendlich auch zur Verbesserung der Planungssicherheit bei bewilligungspflichtigen Bauprojekten im ufernahen Bereich (Seewasserleitungen, Revitalisierungsprojekte …) führt. Der Kantonsrat hat dieses Projekt für die Jahre 2025–2028 bewilligt.

Pilotprojekt im Sempachersee

In einem ersten Schritt startete im Oktober 2025 ein Pilotprojekt im Sempachersee. Ziel war es, geeignete Methoden zur Zustandsabklärung zu testen und auszuwerten. Während 20 Tagen führte die Unterwasserarchäologie Zürich im Auftrag der Kantonsarchäologie Luzern archäologische Taucharbeiten durch. Der Fokus lag auf der Fundstelle Sursee-Gammainseli – eine der drei eingetragenen Luzerner Fundstellen des UNESCO Weltkulturerbes «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» –  sowie auf weitere Fundstellen rund um die Halbinsel Triechter.

Erste Ergebnisse

Die Untersuchungen des Pfahlfeldes der Fundstelle Sursee-Gammainseli zeigen deutlich Unterschiede im Erhaltungszustand: In tieferen Bereichen sind die Pfähle noch gut erhalten, in den seichteren Zonen hingegen in einem schlechten Zustand – viele sind gebrochen, herausgerissen bzw. verkippt oder ganz verschwunden. Auch offen liegende Kulturschichtreste und freigespülte Funde wurden entdeckt. Diese Fundobjekte wie auch Pfahlproben wurden zwecks Kulturgutsicherung und Datierung der Fundstellen geborgen.

Ausblick

Nach Abschluss dieser Arbeiten wird die Methode zur Zustandsabklärung überprüft und optimiert. Ziel ist es für die Folgejahre 2026–2028 eine effiziente Datenaufnahme an allen Luzerner Seeufersiedlungen durchzuführen. Parallel dazu werden Archivdaten ausgewertet und mit den neuen Informationen kombiniert – um ein umfassendes Bild jeder Fundstelle zu gewinnen und darauf basierend individuelle Schutzmassnahmen zu entwickeln.

Bericht über die Unterwasserarchäologie im Kanton Luzern in der Publikation "digitalisieren und optimieren" der Unterwasserarchäologie Zürich

 

 

  • Archäologische Taucharbeiten im Sempachersee beim Gammainseli. Die Luftzufuhr der Taucherinnen und Taucher erfolgt über die mobilen Sauerstoffflaschen, die gelb markiert sind. Foto: Kantonsarchäologie Luzern

  • Pilotprojekt 2025. Dieser Bereich des Seegrundes bei der Fundstelle Gammainseli zeigt den schlechten Zustand des Pfahlfeldes mit abgebrochenen Pfählen und Pfahllöchern von herausgerissenen Pfählen. Foto: Unterwasserarchäologie Stadt Zürich

  • Tauchfunde von verzierter Keramik beim Gammainseli. Sie datieren in die späte Bronzezeit um 1000 v. Chr. Foto: Kantonsarchäologie Luzern

  • Ein Bereich des Pfahlfeldes Gammainseli in besserem Zustand. Foto: Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich

  • Taucharbeit unter Wasser. Ein Taucher der Unterwasserarchäologie dokumentiert einen Bohrkern. Foto: Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich