Ein Blick in das Ausgrabungszelt mit den zwei tonnenschweren Findlingen. Mitarbeiter der Kantonsarchäologie Luzern bergen die Funde aus der Grube, die für die zwei Findlinge angelegt wurde (Bild: M. Camenzind, KA LU).
Bereits im 19. Jh. bekannt, wurde das Hauptgebäude (pars urbana) des römischen Gutshofes in den Jahren 1914-1917 und 1991/1992 archäologisch untersucht. Nach einer Holzbauphase im frühen 1. Jh. n. Chr. wurde das Hauptgebäude im ¾ des 1. Jh. n. Chr. monumentalisiert und bis zur Aufgabe im 3. Jh. n. Chr. mehrfach aus- und umgebaut.
Im Wirtschaftsteil (pars rustica) von römischen Gutshöfen befinden sich entlang von Umfassungsmauern Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Im zentralen Hofbereich wurden wichtige Speicherbauten oder kleine sakrale Bezirke wie Grabanlagen oder Tempel errichtet. In Triengen konnten bereits Teile der NW-Umfassungsmauer und ein Ziegelbrennofen erfasst werden. Bei Voruntersuchungen im Jahr 2018 zeigten sich weitere spannende Befunde, die Erkenntnisse zur Nutzung des Areals lieferten. So wurde auf einer Fläche von 4000 m2 rund 1600 m3 tonhaltiger Lehm für die Ziegel- und partiell Schotter für die Mörtelherstellung abgebaut.
Anlässlich der Überbauung der Parzelle 76 begann im Oktober 2023 die archäologische Ausgrabung. Dabei zeigt sich, dass es sich nicht um eine grosse Materialentnahmegrube handelt, sondern um mindestens vier. Deren Gesamtausdehnung ist noch nicht bekannt, die grösseren Gruben weisen aber einen Durchmesser von mindestens 40 m auf. Innerhalb der vier grossen Gruben zeigen sich weitere Spuren aus der römischen Vergangenheit.
Besonders interessant ist dabei eine Grube, die im Zusammenhang mit zwei tonnenschweren Findlingen steht (Gewicht: mehr als 23t pro Findling. Das Fundmaterial wirft bisweilen Fragen auf. Neben Baukeramik, verbrannten Knochen, Holzkohle und Kalkkonzentrationen, gibt es bisher mindestens drei Gefässe aus Terra Sigillata. Nach der Restaurierung dürften die Gefässe relativ vollständig sein. Bei der Terra Sigillata handelt es sich um römisches Tafelgeschirr, das in grossen Produktionszentren – zunächst in Italien, anschliessend in Gallien – hergestellt wurde. Diese Ware findet sich im gesamten Römischen Reich. Das Keramikensemble aus Triengen datiert in die ersten Jahrzehnte des 1. Jh. n. Chr. und dürfte mit der bereits bekannten Holzbauphase der römischen Villa in Triengen zusammenhängen. Auf den ersten Blick handelt es sich bei dem Fundensemble nicht um normalen Siedlungsabfall, sondern scheint eher ausgewählt worden zu sein. In der nächsten Zeit wird versucht, die Funktion dieser Grube und deren Zusammenhang mit den Findlingen zu klären.
Bei der heutigen Mühlegasse kamen Mauern eines römischen Gebäudes zum Vorschein. Dieses liegt am Rande des Wirtschaftsteils (pars rustica) des römischen Gutshofes «Murhubel». Wir kennen die Funktion des Gebäudes noch nicht. Allerdings ist bekannt, dass Ende des 1. Jh. n. Chr./2. Jh. n. Chr. das Gebäude aufgegeben wurde. Die Fundamente wurden mit Bauschutt überdeckt und das Areal ausplaniert. Darüber wurde eine Feuerstelle errichtet – bestehend aus vier grossen Baukeramikplatten. Weiter wurde ein Weg – besteht aus festgetretenem Kies – angelegt. Damit konnte man sich auch bei Regen gut auf dem Wirtschaftsgelände bewegen. Regelmässig werden Artikel im Trinfo veröffentlicht. Die Ausgaben (Artikel bisher erschienen in den Ausgaben Trinfo_6-2023, Trinfo_1- und Trinfo_2-2024) finden sie hier frei zugänglich.