Die Kantonsarchäologie war von Mitte Januar bis Mitte März 2024 in Schötz aktiv: An der Unterdorfstrasse 6e, wo ein Mehrfamilienhaus entsteht, hat sie eine Fläche von rund 800 m2 untersucht. Dabei wurden Spuren eines bisher unbekannten Schötzer Ortsteils freigelegt, der weit ins Frühmittelalter zurückreicht: Zwischen 600 und 800 n. Chr. wurde hier gewohnt und gearbeitet.
Einblicke in den Alltag vor über 1300 Jahren
Von der jahrhundertelangen Nutzung der Siedlung blieben die Spuren zahlreicher Holzgebäude. Wie in jenen Jahrhunderten üblich, handelte es sich bei den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden um Pfostenbauten, d.h. die hölzernen Ständer der Wände waren direkt im Boden verankert. Von solchen Gebäuden zeugen daher in erster Linie charakteristische Reihen von "Pfostenlöchern". Daneben liegen gut erhaltene Reste von sogenannten Grubenhäusern vor. Diese kleinen, halb in den Boden eingetieften Bauten sind eine typische Gebäudeform des frühen Mittelalters, sie haben als Keller-, Vorrats- und Arbeitsräume gedient. In Schötz belegt der Fund zahlreicher Webgewichte eine Nutzung u.a. als Webkeller für die Textilproduktion.
Eine Masse an Schlackenresten zeigt, dass hier nicht nur Landwirtschaft, sondern auch Handwerk betrieben wurde: Sie weist auf die intensive Tätigkeit in einer Schmiede hin. Weiter erlauben Fragmente importierter Keramik sowie Bruchstücke von aus dem Alpenraum importierten Speckstein-Gefässen einen Einblick in die Handelsnetze.
Beleg für Präsenz einer gesellschaftlichen Oberschicht
Herausragend ist der Fund eines Fragments einer silbernen «Bügelfibel», einer Gewandschliesse, welche im 6. Jahrhundert hergestellt worden ist. Normalerweise werden solche Gewandschliessen nur in Gräbern gefunden, da die Toten in jenen Jahrhunderten in ihrer Tracht bestattet worden sind. Das aus Silber gefertigte Schmuckstück mit Einlagen von rotem Almandin ist der erste Fund dieser Art im Kanton Luzern und belegt die Präsenz einer gesellschaftlichen Oberschicht in Schötz.
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